Die totale Sentenz

Johannes Kreidler, 2009

Der 31-jährige Komponist Johannes Kreidler publiziert auf seinem Blog (siehe Blogroll rechts) derzeit sein Manifest Das totale Archiv, in dem es, unter anderem, um die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Originalität künstlerischer Hervorbringung im 21. Jahrhundert geht. In der aktuellen Folge gelingen ihm dabei einige sentenziöse Formulierungen, die ich der Leserin dieses Blogs nicht vorenthalten möchte:

Das totale Archiv ist auch die totale Naivität, der Horizont ist weggewischt.

Nichts einfacher, als im Ozean der Artefakte zu ersaufen. Siehe auch meinen Artikel über Lifestyle-Minimalismus.

Auch der letzte technologische Schrei ist ein Echo.

Was auch immer für neue Epochen kommen, ein wesentliches Moment der Postmoderne, ob ironisch oder nicht, wird in ihnen bestehen bleiben.

Ein Werk ist heute vor allem die gigantische Lektüreleistung, die ihm vorausgeht.

…weswegen „Literaturhinweise“ eigentlich ehrlicherweise immer am Anfang eines Textes stehen sollten.

Man ist heute sensibilisiert genug, im Speichervorgang schon einen Remix zu erkennen. Und da heute also Paneklektizismus ist, ist es müßig, noch von Eklektizismus zu sprechen. Die postmodernen Techniken werden Standard, darum braucht es dafür eigentlich kein Manifest mehr.

Scheinbar doch, Johannes 😉

4 Kommentare zu „Die totale Sentenz

  1. Hallo Stefan,
    danke für’s Zitieren! Für die Literaturhinweise zu Beginn gibt’s im Kino schöne Beispiele, zu Beginn von Pasolinis „Salo“ kommt eine Literaturliste, oder bei Godards neuestem (wunderbaren) Film.

    Meine Schreibe hat vielleicht die Tendenz zum „Manifestieren“ oder man geht bei mir davon aus, ich würde den Text aber einen Essay nennen, will mir über manche Dinge theoretische Klarheit verschaffen und vielleicht interessiert / betrifft das ja noch andere. Ein Manifest wäre polemischer 😉 Der Satz über das Manifest betrifft das Buch von David Shields, das ich in dem Abschnitt referiert habe.

    Schöne Grüße
    Johannes

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  2. bin doch nicht polemisch in dem text! ich dachte zumindest, das käme einigermaßen faktengestützt rüber, außerdem kritisiere ich niemand aktuelles. zugegeben, manches hat belehrenden charakter, leider…

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    1. Missverständnis! „Polemisch“ war nicht als Kritik gemeint! Auch ist die Argumentation fraglos „faktengestützt“, hat aber eine generelle „anti-kulturpessimistische“ Tendenz – doch das ist genau das, was mir daran gefällt! Auch belehrend ist der Text in keinster Weise, keine Sorge, er ist schlicht wissensgesättigt (was man nicht von vielen Texten behaupten kann). Keep up the good work!

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