Neo-Konzeptualismus oder Neuer Konzeptualismus?

In den letzten Jahren mischte der in Berlin lebende Komponist Johannes Kreidler die Neue Musik-Szene durch seine Arbeiten kräftig auf. Zu seinem Selbstverständnis gehört es auch, sich theoretisch über sein Tun Rechenschaft abzulegen. Dazu bedient er sich des Begriffs eines „Neuen Konzeptualismus“ – der mir aber so neu nicht erscheint. Gab es nicht schon in den 1960er Jahren im Kontext von Fluxus Konzeptmusik von etwa Nam Jun Paik, Gerhard Rühm (Wiener Gruppe) oder auch LaMonte Young?

Am 15. September 2013 habe ich über dieses Thema und einige angrenzende Bereiche (Konzeptmusik und Musik-Konzepte, Burnout der „Neuen Musik“) mit dem Schweizer Komponisten Patrick Frank und der Gießener Theaterwissenschaftlerin Serena Schranz online diskutiert (via Kluuu). Eine um (hoffentlich) alle Redundanzen bereinigte Fassung dieses Online-Chats zwischen Zürich, Eibelstadt bei Würzburg und Gießen habe ich jetzt bei SoundCloud eingestellt.

Wer sich in die Thematik ein wenig einlesen will, dem möchte ich meinen Blogartikel „Kreidlers Konzept, kommentiert“ aus dem März diesen Jahres ans Herz legen. Er triggerte erhellende Kommentare von Johannes Kreidler selbst, sowie von dem Musikphilosophen Harry Lehmann:

Ich habe den Original-Chat massiv editiert. Dabei versuchte ich, so fair wie möglich vorzugehen, kann aber nicht verhehlen, letztlich nach eigenem Gutdünken verfahren zu haben. Eine detaillierte Absprache mit den anderen Diskussionsteilnehmern über den Edit fand nicht statt. Es kann also durchaus sein, dass Serena und Patrick das Gespräch „anders“ in Erinnerung haben. Der abrupte Schluss – Patrick wird mitten im Satz unterbrochen – war aus technischen Gründen leider nicht zu vermeiden, ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass – nach meinem Dafürhalten – keine inhaltlichen Beschneidungen meinerseits vorgenommen wurden.

Ergänzung 2013-10-09: Arbeiten von Gerhard Rühm gibt es hier zu hören. Ein 103-minütiges Video mit Konzeptmusik der 1960er Jahre von George Brecht, Dick Higgins, Yoko Ono, George Macunias u. a. kann man hier ansehen. Es handelt sich um Realisierungen aus dem Jahr 2011.

Ein Kommentar zu „Neo-Konzeptualismus oder Neuer Konzeptualismus?

  1. Gerade habe ich versucht mal eine „Arbeit“ des hochgelobten Komponisten Johannes Kreidler käuflich zu erwerben. Auf Amazon gibt es ein Buch mit gesammelten Texten 2005-2011, aber sage und schreibe keinen einzigen Tonträger oder Musik-Download, ebenso nichts auf itunes. Nicht mal einen einzelnen Track auf einer Kompilation, wirklich nichts.

    Was ist das für eine musik-ästhetische Phantomdiskussion, die hier geführt wird? Wäre es nicht sinnvoll mal abzuwarten, dass Herr Kreidler mal so etwas wie den Anfang von einem Werk abliefert? Im Grunde waren es doch bis jetzt alles nur halbgeile Internet-Gymmicks und PR-Aktionen, ansonsten wird sehr, sehr viel geredet. Aber sollten Komponisten nicht in erster Linie komponieren und ihre Werke zur Aufführung bringen? Danach kann man dann immer noch diskutieren, ablehnen oder jubeln.

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