Neu! „Hallogallo“ (1972)

Michael Rother – e-g, e-b
Klaus Dinger – dr
Conny Plank – mixing

Die federnde Leichtigkeit und die immer weiter zunehmende Sogwirkung dieses Tracks, der ohne Harmoniewechsel auskommt, sind bis heute unübertroffen. Dingers Schlagzeugspiel inspiriert einfach – und Rothers Gitarre & Bass geben einem sozusagen den Rest 😉 Die Ästhetik des Plattencovers ist eindeutig vom „Kapitalistischen Realismus“ – einer genuin germanischen Variante der Pop Art, bekannteste Vertreter waren Gerhard Richter und Sigmar Polke – beeinflusst.

Wenn mich nicht alles täuscht, ist Einiges, was in den 1990ern unter Post-rock lief, von „Hallogallo“ inspiriert. Kennt sich da jemand aus? Mr. Boredom?

9 Kommentare zu „Neu! „Hallogallo“ (1972)

  1. Polke war ein recht interessanter Künstler! Leider habe ich von ihm immer nur einzelne Werke gesehen.
    Wie ich jetzt nachschaute, gab es Ausstellungen über ihn in Bonn 1997 (war um diese Zeit oft dort), 2007 in Tübingen (war dort regelmässig Gast bis etwa 2003) und 2015 im Museum Ludwig Köln, wo ich im September war und diese Ausstellung gerade erst rum war.
    Dreimal daneben gelangt sozusagen:-)
    Es gab mal eine Zeit, in der ich für einen Künstler einzeln extra nach Bonn gefahren bin, mir die Ausstellung angeschaut habe und einen Kaffee getrunken und dann wieder zurückgefahren bin 🙂
    Sollte man mal wieder machen. Auf der Fahrt könnte man sich ja Krautrock gönnen 🙂

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  2. @Gerhard: Danke für deine Kommentare. Hier mal ein schönes Beispiel für Kapitalistischen Realismus à la Polke: Das an (gewollter) Banalität kaum überbietbare „Palmen-Bild“ von 1964 …
    polkepalmen
    … sowie ein Foto von Siggi P. und Gerd R. damals in der Wanne, das wohl sagen soll: „Wir hatten ja so gut wie nichts – und das Wenige, was wir hatten, teilten wir brüderlich.“:
    polkerichter

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  3. Wir haben die beiden Cover von NEU und NEU2 damals klar in der Kraftwerk-Nachfolge gesehen, diesen Minimalismus, und die 2. LP variiert das Motiv der ersten. Auch musikalisch sah die zeitgenössische Rezeption NEU, Kraftwerk und natürlich Cluster / Harmonia als die Familie an, die sie war, was ein differenziertes Hören möglicherweise nachhaltig behindert. Andererseits darf man nicht vergessen, dass das reaktionäre ZDF-Magazin „Kennzeichen D“ ausgerechnet „Ruckzuck“ als Erkennungsmelodie hatte und der human touch von Kraftwerk-Sounds noch dann virulent im Bewusstsein blieb, als die Buben sich bereits in Maschinen zu verwandeln begonnen hatten. – plaudert der Rockopa von alten Zeiten.

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  4. @Joachim: Danke für deinen Beitrag 🙂 Ich finde es einfach wichtig, daran zu erinnern, dass es eine eigenständige (west-)deutsche Pop-Art-Ästhetik gab, deren musikalische Ausprägung eben das war, was man heute Krautrock zu nennen pflegt. Innerhalb dieser Bewegung lässt sich selbstverständlich – wie immer – differenzieren. Ich kenne jetzt nicht das Gesamtwerk von Neu!, aber „Hallogallo“ steht sicherlich Can näher als der Synthie-Fraktion (Tangerine Dream, Klaus Schulze), das ist klar. Erstaunlich an dem Track bleibt, wie gut er sich „gehalten“ hat all die Jahre. Gut, liegt vielleicht auch daran, dass Neu! niemals so populär waren wie bsp.weise Kraftwerk – man hat das Zeug einfach noch nicht so oft gehört.

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  5. Aber du hattest nach Einflüssen auf den 1990er Postrock gefragt. Einer fiel mir ein: Der Titel „Negativland“ soll als Bandname bewusst aufgegriffen worden sein. Genaueres in Jochen Kleinhenzens Plattenschrank. Margit hat da wohl einige schräge Schätze mit in die Ehe gebracht.

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  6. Direkt und indirekt wurden diverse Bands und Stilistiken von „Hallogallo“, aber auch anderen Songs von NEU! inspiriert. Da können wir auch weiter in die Zeit zurückreisen. Wo man es ganz stark raushört, ist z.B. bei Joy Division. Erkennt man sehr stark am Drumming, der typische „Motorik“ Beat, Dinger nannte den Stil Apache – aber auch viele andere Elemente nehmen direkt Bezug auf NEU!

    https://en.wikipedia.org/wiki/Motorik

    Stephen Morris (Joy Division, New Order) hat sich dazu ja auch schon mehrfach geäußert. Das erste NEU! Album gehört zu seinen persönlichen Favoriten und er schreibt hier auch warum: http://thequietus.com/articles/05413-joy-division-new-order-stephen-morris-interview-favourite-records?page=4
    NEU! war ein Prototyp zukünftig entstandener Stilrichtungen.
    Punk (siehe Song „Hero“ Neu! 75) und Post-Punk, New Wave (Beispiele „Negativland“). Kurz: Der Einfluss des NEU! Oeuvres spannt sich über mehrere Jahrzehnte.
    Auch David Bowie hat sich von Dinger & Rother inspirieren lassen.
    Gut zu hören an „Red Sails“ vom `79er Bowie Album „Lodger“ …. https://www.youtube.com/watch?v=o6uvYuEyUY4

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