Soundfonts Petit Clavecin Italien , Orgue de Salon. Beide Fonts sind exzellent und unter sonimusicae.free.fr herunterzuladen.
Sample Player Freepiano 2.2.2
Audio Software Audacity 2.1.0
Plug-Ins Comb Filter*, Echo*, Fader*, One-SF2**, Paulstretch*, Random Panning*, Stereo Delay*
Kompositionsnotiz
«tetrapat» entstand an zwei Tagen, genauer am vierten Montag und Dienstag im Oktober diesen Jahres. Mein Ausgangspunkt war – wie oft bei meinen elektro-akustischen Stücken – rein technologische Neugier. Ich wollte Jacky Ligons Plugin One-SF2 ausprobieren, mit dem man Soundfonts (fast) beliebig mikrotonal kalibrieren [mein neues Lieblingswort] kann.
Als „Opfer“ für dieses Experiment wählte ich zwei Fonts aus der Bibliothek der französischsprachigen Klangästheten von Soni Musicae, die sich auf das Sampling von historischen Instrumenten
kalibriert kapriziert haben: den Nachbau eines kleinen italienischen Cembalos aus dem 17. Jahrhundert, sowie den Nachbau einer Hausorgel, wie sie in großbürgerlichen Haushalten des 19. und vermutlich auch frühen 20. Jahrhunderts nicht selten anzutreffen war. Die Wittgensteins, also Ludwig Wittgensteins Eltern, besaßen nachweislich eine solche, auf der ihr blinder Hausorganist Josef Labor***, den Ludwig in seinen Schriften als wichtigen musikalischen Einfluss mehrfach erwähnt, zu konzertieren pflegte.
Ich „fütterte“ diese Fonts mit den MIDI-Daten des Loops aus meiner Komposition Tetraktys, daher der Kompositionstitel „tet(raktys)pat(tern)“, bis halbwegs interessantes „akustisches Halbzeug“ entstanden war. Unter akustischem Halbzeug verstehe ich bereits bearbeitetes Audiomaterial, das aber noch nicht ausreichend ästhetisch attraktiv ist, um als eigenständige Komposition gelten zu können. Speziell meine elektro-akustischen Kompositionen stellen zumeist nichts anderes dar als eine Collage mehrerer dieser Halbzeuge. Den Begriff Komposition = Zusammenstellung kann man hier wörtlich nehmen. Mikrotonalität spielte zu diesem Zeitpunkt bereits keine Rolle mehr.
Die so erzeugten Daten wurde in Audacity geladen und so lange hin- und hergeschoben, mit den o. a. Plugins weiterverarbeitet, probegehört, verworfen und erneut bearbeitet, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.
Das Stück ist Andrea Kneis in Freundschaft gewidmet.
** unter FreePiano
Entspricht mir sehr, danke.
Deine Notizen empfinde ich fast als eigenständige Lyrik, auch wenn sie als solche wohl nicht gedacht sind.
Vielleicht am Rande: Du hast an zwei Tagen dran gearbeitet, wieviel Stunden denn?
Ich frage das, weil wir unlängst an einem Keramikkurs teilnahmen und der Keramiker zu einem schnell von ihm angefertigten Objekt etwas von 40 Jahren und 4 Stunden sagte, als er nach der herstellungsdauer gefragt wurde 🙂
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@Gerhard: Freut mich, dass dir meine Arbeit etwas zu „geben“ scheint. – Ich habe an den beiden erwähnten Tagen evtl. je 4 – 6 Stunden an den Stücken gesessen, aber der von der erwähnte Keramiker hatte mit seiner erst mal absurd klingenden Aussage „40 Jahre und 4 Stunden“ natürlich vollkommen recht, falls „40“ für sein Lebensalter und „4 Stunden“ für den Herstellungsprozess stehen sollen.
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Er meinte 40 Jahre Arbeiten mit Keramik. Er selbst dürfte Mitte 50 sein.
„zu „geben“ scheint.“: Merkwürdige Formulierung 🙂
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@Christl: Gut, so definiert habe ich an „tetrapat“ 25 Jahre und 8 Stunden gearbeitet 😉 – Die Formulierung „das gibt mir etwas“ soll „das nährt meine Seele“ bedeuten.
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Meine Seele nährt tetrapat jedenfalls auch 😉 – hab’s gerade zum zweiten Mal gehört und werde es gleich nochmal wiederholen, vielleicht fällt mir dann noch das eine oder andere Wort mehr dazu ein…
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@Volker: Danke 🙂
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Sehr elegante Patterns. Die Tonwiederholung ist das am wenigsten offensichliche Element in der Musik, freue mich über die schöne Anwendung hier. Man kann damit sehr kreative Sachen machen, vor allem im Kontext von Patterns. Gefällt mir, sehr schön.
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@jjäger: Danke 🙂
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…solche Experimente mag ich – kann mich gar nicht dran satt hören…
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@Volker: Na dann überhöre dich nicht 😉
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Nun, ich halte „tetrapat“ selbst in Überdosis für nicht wirklich gefährlich, wunderbares Lauschgift eben ;-). Das aggressiv anmutende, sich steigernde Stakkato zum Beginn erinnert mich an Chaplin’s „Modern Times“ mit der monotonen Fließbandschrauberei, die dann in die sich anbahnende Liebesgeschichte übergeht, so wie auch hier die Musik zum flow kommt, den nach einer Weile „Misstöne“ stören, sie versuchen wieder Oberhand zu gewinnen doch vergeblich, der friedlich ausklingende Orgelton ist stärker…:-)
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@Volker: Ja, so könnte man das Stück „erzählen“ 🙂
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