«Three abstract compositions» for Organ (2017) [ePlayer-Realisierung]

Kompositionssoftware / Composition software Music Mirror, Audacity
Soundfont Orgue de salon
Sample Player sforzando
Faltungshall / Convolution reverb York Minster

Kompositionsnotiz

Cy Twombly: Nini’s Painting, 1971
Cy Twombly: Nini’s Painting, 1971

Ich mag zwar den Klang einer Kirchenorgel, nicht aber den oft endlos langen Nachhall in vielen Kirchen, der die Details einer Komposition oft bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Umso glücklicher war ich, den Soundfont einer Hausorgel im Netz gefunden zu haben, die komplett „trocken“, d. h. ohne Hall, gesamplet worden war. Diese virtuelle „Orgue de salon“ hat 5 verschiedene Klangfarben (Register), die sich – wie bei Kohlenstoffweltorgeln auch – nahezu beliebig kombinieren lassen, was der Organist Mixtur zu nennen pflegt. Mich interessierten aber nur die Basisregister, da Mixturen dazu neigen, klangliche Kontraste einzuebnen.

Da ich schon lange mal mit dieser historischen Stimmung arbeiten wollte, habe ich den Orgel-Soundfont mitteltönig (Nerd-Info: 1/4-comma meantone) temperiert .

Ich plante 2 kurze Improvisationen auf einem Desktop-MIDI-Keyboard, die von der Arbeit zweier verehrter US-amerikanischer Nachkriegsmaler inspiriert sein sollten: Barnett Newman und Cy Twombly. Ein drittes Stück sollte eine „aurale Fusion“ beider doch recht unterschiedlicher Ästhetiken versuchen. Und so geschah es:

Die beiden Basis-Improvs „Barnett Newman“ und „Cy Twombly“ gelangen recht flüssig.

Barnett Newman: Vir Heroicus Sublimis, 1951 [Originalmaße 242 x 514 cm]
Barnett Newman: Vir Heroicus Sublimis, 1951 [Originalmaße 242 x 514 cm]
Zur Komposition von „Cy Twombly“ verwendete ich die Software Music Mirror, die die Notenwerte eines Standard MIDI Files horizontal und/oder vertikal spiegeln kann. Bei der horizontalen Spiegelung entsteht ein „Krebs“ des gesamten Stücks, bei der vertikalen werden die Tonhöhen axial gespiegelt. Aus den so generierten Derivaten der Basis-Improv habe ich anschließend alle Haltetöne gelöscht, um dem „Kritzelcharakter“ von Twomblys Malerei akustisch näherzukommen. Schließlich überlagerte ich die Audioversionen beider Varianten in Audacity, indem ich die Clips axialsymmetrisch in der Timeline anordnete (2x Register Flute 4′).

Die Basis-Improv „Barnett Newman“ habe 1:1 als Komposition „Barnett Newman“ übernommen (Register: Bourdon 8′).

Der dritte Satz heißt „Newman and Twombly in conversation“ und besteht aus einer Überlagerung der Basis-Improv „Cy Twombly“ (Register: Flute 4′) mit der vertikal gespiegelten Variante von „Barnett Newman“ (Register: Bourdon 8′). Auch hier entstand die Überlagerung durch axialsymmetrische Anordnung der Audioclips in Audacity.

Die Komposition entstand in der Woche vor Weihnachten 2016.

Kommentieren:

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s