Matthias Dell ist einer der ganz wenigen Film- und Fernsehkritiker, der die Funktion und die Wichtigkeit von Filmmusik nicht nur verstanden hat, sondern sie auch unterhaltsam beschreiben kann. Er nennt sehr oft sogar den Namen der KomponistIn, was in der TV-Kritik eine echte Seltenheit darstellt. Anlässlich des Tatorts „Borowski und das Haus der Geister“ vom 2. September lief er zu Höchstform auf, weshalb mir das diesen Weltsicht-Artikel wert ist. Dell, beschreiben Sie das Unbeschreibliche!
Dabei geht es gar nicht darum, ob man das ephemer-gestische Klaviergetrippel und Streichergedränge, die Bedrohungswolken in Moll oder sich in den Räumen des den Titel schmückenden, prächtigen Hauses verlierenden Innerlichkeitssongs nicht auch kitschig finden können [darf, S.H.] – die Kompositionen von Matthias Beine bewirken zuerst einen Großteil der Atmosphäre des Kieler Tatort[s, S.H.]. [Quelle]
Matthias Dell kritisiert seit vielen Jahren zeitnah den jeweils neuesten ARD-Sonntagabendkrimi (d. h. bei Wiederholungen erscheint keine Kritik). Entdeckt habe ich ihn beim FREITAG, dann wanderte er zum NEUEN DEUTSCHLAND und jetzt ist er bei der ZEIT zu finden – leider gönnt ihm diese aber (nach meinem Kenntnisstand) keinen separaten Feed: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Es könnte ja sein, dass es Menschen gibt, die an der ZEIT nur der Dell interessiert.*
Matthias Dell liefert zuverlässig unmittelbar nach Krimi-Ende um 21:45 Uhr, mitunter auch etwas später. Dabei geht es gar nicht darum, ob man die mitunter arg idiosynkratisch und launenhaft daherkommenden Sottisen dieses Kolumnisten nicht auch komplett daneben finden können darf – mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie ich auch nur irgendeinen Sonntagabendkrimi jemals überhaupt ohne seine kundigen Erläuterungen halbwegs erfassen und verstehen konnte.**
http://newsfeed.zeit.de/index
abonnieren und einen Nachrichtenfilter draufsetzen, der alles löscht, was nicht „Autor=Matthias Dell“ ist, dann bekommt man einen fast lupenreinen Sonntagabendkrimi-Newsfeed. „Fast“ deswegen weil Dell mitunter auch Anderes für die ZEIT schreibt.** Dieser Satz enthält Ironie.
Da ich keinen Krimi schaue, bin ich nun um einen Feed ärmer – schade.
Alles kann man nicht haben.
LikeLike
@Gerhard: Mir geht’s wie Dir – bin in der Richtung auch völlig ahnungslos – äh – also fast, die Frankentatorte hab ich mir angeschaut…
@LobdesDell: Fast hätte ich spontan gefragt, was denn bitteschön eine „Sottise“ sei, hab dann aber doch gegoogelt und feststellen dürfen, dass die Frage hier besonders gut gepasst hätte 😉
Aber Tatsache, dieses Wort war mir bis jetzt völlig (und zwar wirklich VÖLLIG!) unbekannt. Allenfalls kannte ich „Gesottenes“ und weiß dank Google jetzt auch, dass dieses Wort von „sieden“ abgeleitet wird. Man lernt doch nie aus…
LikeLike
Volker, aus irgendeinem Grund nutze ich praktisch kaum Fremdwörter. Statt Eloquenz nutze ich z.B. „Sprachfertigkeit“. Keiner kann mir wohl sagen, ob es mehr als einen graduellen Unterschied hier gibt.
Vermutlich bewegt sich Stefan primär in Kreisen, in denen das Benutzen von Fremdwörtern usus ist.
I don’t know…
LikeLike
@Volker: Freut mich, deinen Wortschatz erweitert haben zu dürfen, mein Guudster. Derart aufmerksame Leser sind des Bloggers Traum!
LikeLike
@k&g: „Vermutlich bewegt sich Stefan primär in Kreisen, in denen das Benutzen von Fremdwörtern usus ist.“ – Das Gegenteil ist der Fall: Ich habe mich stets in Kreisen bewegt, in denen mein Fremdwortgebrauch Befremden erregte. Frag mal Volker, wie das früher in der Schule war mit mir… Die Wahrheit ist: Ich LIEBE exotische Worte um ihrer Fremdartigkeit Willen und ich habe sie, solange ich denken kann, instinktiv und ganz unschuldig (d. h. ohne irgendein Bildungsideal im Hintergrund) gesammelt (in meinem Hirn). Dann kam eine lange, eher traurige Phase der selbstauferlegten Zwangsgermanisierung. Heute sehe ich die Dinge entspannter und lasse es gelegentlich einfach zu, dass mir ein exotisches Wort (das Wort „Fremdwort“ kann ich genauso wenig leiden wie „Fremdenzimmer“) rausrutscht. Man erfährt außerdem etwas über die Gesprächspartnerin dadurch, es ist – merke ich gerade – auch ein psychologischer Test (von mir nicht beabsichtigt). – Beim Erstgespräch mit einer Therapeutin z. B. entfleuchte mir „misogyn“ und sie wusste nicht, was dieses Wort bedeutet. Da wusste ich gleich, dass sie nicht die richtige für mich ist.
LikeLike
Ja, man braucht seine Kategorien…
Gibt es eigentlich ein Kompendium, in dem angelistet ist, welche „Fremdwörter“ deckungsgleich mit einem NICHT-Fremdwort sind. Würde mich interessieren.
LikeLike
k&g: Synonym-Wörterbuch nennt sich das. Müsste es als DUDEN-Band geben.
LikeLike
Yep! Ist mein Lieblingsduden!!!
LikeLike
Ich korrigiere: der Etymologie-Band ist mein Liebling, dicht gefolgt vom Synonym-Duden
LikeLike
Stefan, nein, das suche ich nicht.
Synonyme gibt es allerorten. Ich meine Untersuchungen, in denen solche Worte wie mysogen darauf abgeklopft werden, ob sie deckungsgleich mit einem oder mehreren Begriffen sind und wenn nicht, worin die graduellen Unterschiede liegen. Das scheint mir speziell zu sein.
LikeLike
Volker, ein Etymologie-Band lag immer in meinem Auto. Zuletzt war ich enttäuscht davon, wie wenig man manchmal erfährt.
LikeLike
@k&g: „Untersuchungen, in denen solche Worte wie mysogen darauf abgeklopft werden, ob sie deckungsgleich mit einem oder mehreren Begriffen sind und wenn nicht, worin die graduellen Unterschiede liegen.“ – Exakt dies tut ein Synonym-Lexikon.
LikeLike
ok, da gab und gibt es sozusagen Vorurteile auf meiner Seite.
LikeLike
@k&g: Verstehe ich nicht.
LikeLike