Sie wissen, dass seit ungefähr vierhundertfünfzig Jahren der starke Verdacht aufgekommen ist, dass die Natur unbeschreiblich ist, aber zählbar; dass also, wenn es darum geht, Wissen zu formulieren, Texte kein guter Code sind, sondern dass man die Erkenntnisse mathematisch zu formulieren hat.
Vilém Flusser: „Bochumer Vorlesungen“, 1991 (S. 20)
Der Blogbetreiber meint Da ist natürlich eine Spitze gegen jede Form von „Naturfrömmigkeit“, also bsp.weise jüdisch-christliche Schöpfungsdemut bzw. Naturmystik, aber auch romantisches bzw. modernes Erhabenheitsempfinden drin. Flusser gießt hier – ähnlich wie zur selben Zeit F. A. Kittler, der ja bekanntlich den „Geist aus den Geisteswissenschaften“ zu exorzieren beabsichtigte – mit sichtlicher Wonne seinen algebraisch-algorithmischen Spott wie ätzende Lauge über derlei humanistische Empfindsamkeit.