Es gibt einen Dialog, vor allen Dingen in den Disziplinen der Naturwissenschaften, von dem der größte Teil der Menschheit ausgeschlossen ist. Daher kann in unserer Situation von einer Demokratie überhaupt keine Rede sein. Diese Behauptung ist reine Demagogie. Selten war die Kultur so elitär strukturiert wie gegenwärtig.
Vilém Flusser: „Bochumer Vorlesungen“, 1991 (S. 40-41)
Nach meiner Meinung ist diese Aussage totaler Schmarn! (oder ist das Zitat so gewählt, dass es nicht in sich stimmig ist?) Das naturwissenschaftliche Niveau, auf dem politische Diskussionen geführt wird ist Schulwissen, das hierzulande jedem zugänglich ist, sofern er sich dem nicht verschließt.
Aber was bedeutet der tiefschürfende Satz: „Selten war die Kultur so elitär strukturiert wie gegenwärtig.“
Ich finde, genau das Gegenteil ist der Fall, Kultur wird allerorten für alle Bildungsschichten angeboten, aber natürlich kommt es darauf an, was man als Kultur durchgehend lässt. Wenn ich alle Florian-Silbereisen-Shows als Kultur ansehe, dann kommt der nicht-elitären Kultur ein ganz schön großer Anteil zu. Lasse ich aber nur elitäre Kultur als Kultur gelten, dann habe ich eine Kultur die zu 100% elitär ist, und mehr geht nicht. Allerdings erwähnt Flusser gar keine elitäre Kultur, sonder spricht von elitär strukturierter Kultur. Sorry, da weiß ich leider gar nicht, was er mir sagen will.
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@ralf schuster: Ich verstehe Flusser so, dass spätestens seit Einstein das naturwissenschaftliche Weltbild derart un-anschaulich geworden ist (Quantentheorie, String-Theorie etc.), dass es nur noch in Form post-moderner, also gewollt unverständlicher bzw. zynischer Kulturtechniken in die Niederungen alltäglicher Kultur- und damit Sinn-Produktion hinüberlappt. Diese Art von Kultur diskreditiert Flusser als „elitär“. Der von ihm anvisierte „kommunikologische“ Neubeginn, um diese Sackgasse der „Trennung zwischen Wissenschaft und Kunst“ zu überwinden, sei mit Hilfe der „Informatik“ jedoch möglich.
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