Kleine Erinnerung zum Jahresende

Wäre die internationale Politik Schwarzer, Precht und Welzer gefolgt, wäre Selenskyj jetzt tot, die Ukraine ein von gelegentlich aufblitzenden Partisanenkämpfen durchfurchtes Massengrab, Deutschland stünde wg. Millionen ukrainischer Flüchtlinge am Rand sozialer Unruhen und die AfD wäre bundesweit die zweitstärkste Partei. Aber wir hätten superbilliges russisches Gas!

2 Kommentare zu „Kleine Erinnerung zum Jahresende

  1. Man kann „Was-wäre-wenn“-Aussagen nicht verifizieren, auch nicht die, die hier formuliert wurden. Vermutlich hätten wir kein billiges Gas, weil die EU ein Rußland, dem die Okupation der Ukraine gelingt, ähnliche Sanktionen auferlegt, wie dem Krieg führenden Rußland. Wie viele Ukrainer in den Westen geflohen wären, wissen wir nicht, auch nicht, ob Selenskyj jetzt tot wäre. Aber es wären sicher viele Menschen noch am Leben, die im Lauf des letzten Jahres an der Front im Kampf gestorben sind. Ich selbst bin auch für ein entschlossenes Handeln gegen Putin und für eine Unterstützung der Ukraine, aber diese „Erinnerung zum Jahresende“ steht argumentativ auf wackeligen Füßen. Das will ich nicht unkommentiert so stehen lassen.

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    1. Du hast recht, kontrafaktische Behauptungen lassen sich natürlich weder verfizieren noch falsifizieren. Mein Post ist polemisch und Ausdruck von Zorn, Angst und Sorge. Ich wollte ihn möglichst hart formulieren, um den Eindruck von Unausweichlichkeit zu erzeugen.

      Seit Beginn des Ukraine-Krieges habe ich ein großes Problem damit, mich angemessen dazu auszudrücken. Einerseits drängt es mich zu extremer Parteinahme für die Angegriffenen, andererseits erschrecke ich über mich selbst als Befürworter von Gegengewalt. Scheiße, ich wurde nicht geschult in sowas. Meine Bundeswehrzeit empfand ich als Witz, in meiner späteren Kriegsdienstverweigerung argumentierte ich individualpsychologisch: ICH wäre nicht in der Lage, in den Krieg zu ziehen etc.

      Das geht jetzt so nicht mehr, ich kann mich so nicht aus der Affäre ziehen. Also lehne ich mich an Bundeswehr-Philosophen wie Masala (siehe frühere Blog-Artikel hier) und deren Expertise an, deren Position mir konsistent erscheint: Auch wenn die NATO-Osterweiterung sicherlich ein Anlass für Putin war, einen Krieg zu beginnen, so war es doch kein legitimer Grund.

      Aber zugegeben, mir gefällt meine Polemik manchmal selber nicht. Die Alternativen allerdings sind noch übler: Schweigen oder Flucht in Nostalgie.

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