Der staubtrocken und ganzlich uneitel wirkende Osteuropa-Historiker Klaus Gestwa ist in letzter Zeit zum Drosten der Diskussion um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geworden. Hier sein größter Hit, in dem er die wichtigsten der dreisten Falschbehauptungen, die seit 24. Februar 2022 im Netz und auf diversen Demos verbreitet werden, aus dem Weg räumt:
Kategorie: Wissenschaft
Norbert Elias in eigenen Worten
Elias gilt zwar gemeinhin als einer der Soziologen des 20. Jahrhunderts, aber gelesen hat ihn zumindest in meiner Generation nach meinem Kenntnisstand kaum jemand. „In“ waren zu meiner Studienzeit um 1990 herum Foucault, Luhmann und Habermas. Der Poststrukturalismus hat sich mittlerweile in mehr oder weniger sektiererischen Postkolonialismus aufgelöst, die Systemtheorie in mehr oder minder opportunistische Unternehmensberatung. Die anthropologische und tiefenpsychologische Perspektive auf Gesellschaft kommt dabei jeweils zu kurz. Wer sich für Soziologie jenseits von „Der Wille zum Wissen ist der Wille zur Macht“ oder „Doppelter Kontingenz“ interessiert, bekommt hier einen konzentrierten Einblick in ein ganz anderes Denken vom Urheber selbst. Und ein paar nostalgisch stimmende Impressionen aus den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts dazu:
Zwei längere Artikel zu Elias habe ich 2019 hier und hier gepostet.
Demografie als Schicksal
Beweis, dass auch ein eingefleischter Systemtheoretiker ein Menschenfreund sein kann. Und der Hinweis darauf, dass die Klima-Katastrophe nicht der einzige Don’t Look Up-Tatbestand (alle wissen es, aber keiner tut was) in der deutschen Gegenwartsgesellschaft ist. Gespräch vom 14. Oktober 2022:
Wird Jupiter zum Grand Canyon des 21. Jahrhunderts?
Dark Earth, (very) detailed
Neurosophen gesucht!
Nein, das Gehirn ist kein Computer (eh klar), aber selbst die entsprechende Metapher wird von der neurowissenschaftlichen Community mehr und mehr als irreführend abgelehnt, wie Wissenschaftsjournalist Matthew Cobb in diesem aktuellen Guardian long read erläutert, der hiermit der geneigten Weltsichtlerin zur sonntäglichen Lektüre ans Herz gelegt sei.
Außerdem haben die Damen und Herren Neurowissenschaftler zwar mittlerweile einen A. voll Daten, aber offenbar keinen Plan, was diese wohl bedeuten mögen:
As the German neuroscientist Olaf Sporns has put it: “Neuroscience still largely lacks organising principles or a theoretical framework for converting brain data into fundamental knowledge and understanding.”
Und weiterhin:
It can be argued that there is no possible single theory of brain function, not even in a worm, because a brain is not a single thing. (Scientists even find it difficult to come up with a precise definition of what a brain is.)
M. a. W.: Neurosophen an die Front, die Neurowissenschaften brauchen dringend eine Theorie des Denkens / der Kognition / der Wahrnehmung / des Bewusstseins / der Emotionalität / des Willens / des Wissens / des Vergessens / der Intentionalität / der Erkenntnis / der Subjektivität etc., die der erwirtschafteten Datenflut Sinn zu geben in der Lage ist!
Hier nochmal der Link zum Artikel.
Und nächste Woche dann wieder animierende Musik und Animierte GIFs.
Eine Stunde mit Andreas Reckwitz
Der 49-jährige Reckwitz ist vermutlich einer derzeit meistgelesenen Soziologen hierzulande und nach diesem knapp einstündigen Interview mit Philip „Lage der Nation“ Banse, das am 3. April publiziert wurde, versteht man auch, warum:
Quelle: www.kuechenstud.io