Daniel Richter und der schöpferische Prozess

Natürlich ist er einer dieser typischen, narzisstischen Großkotz-Künstler, aber sein Schaffen (soweit mir bekannt) sagt mir nun doch weitaus mehr zu als das seiner charakterlichen (und nicht etwa ästhetischen) Ahnherren Immendorff (grusel) und Baselitz (schauder):

Hier gibt’s ein ebenso ausgiebiges wie kurzweiliges Print-Interview, das um die gleiche Zeit wie dieses Video entstanden sein dürfte.

5 Kommentare zu „Daniel Richter und der schöpferische Prozess

  1. Sein namensvetter war da immer schweigsamer.
    Bei der kurzen Durchsicht seiner Bilder fiel mir ein bezug zu Bacon auf. Vor allem bei den Gesichtern.
    Jetzt sag noch,was dich an immendorf und baselitz stoert, ich meine an den werken.

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  2. @Gerhard: Ganz einfach, ihr reaktionärer Anti-Konzeptualismus, ihr dreister Versuch, das Reflexionsniveau der zeitgenössischen Kunst hinter Jackson Pollock zurückzuwerfen (bzw. eigentlich sogar hinter Duchamp). Als Konzept wäre „Schaut mich, an, ich bin ein Malgenie!“ ja noch ganz nett, aber so haben’s die Herren, wenn ich sie richtig verstanden habe, ja grade nicht gemeint (was nicht heißt, dass ihr Werk frei von Selbstironie wäre, vgl. Immendorffs notorischer „Malaffe“, aber es ist eben doch immer die sehr beschränkte Selbstironie des Alleinherrschers). Nein, sie verdammten die (meiner Meinung nach zivilisatorisch unhintergehbare) Konzeptualität der modernen Kunst in Bausch und Bogen und versuchten an ihrer Stelle ein Reich zwanghaft kunstejakulierender Megalomanen zu errichten (in dem Frauen nichts zu suchen haben, denn die „können nicht besonders gut malen“, [Baselitz 2013]), die tun müssen, was sie tun müssen – was dann als kunsthistorische und sonstige Legitimation halt ausreichen muss (und seit den späten 1970ern fanden sich meist genügend „theoriemüde“ Kunstfreunde, die diese Haltung als „erfrischend“ empfanden).

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  3. Ich war nie ein fan von Baselitz..vermied es sogar in ny 1996 ins Guggenheim zu gehen,als da gerade Baselitz residierte.
    Erst unlaengst war ich wieder in einer neueren Ausstellung von ihm..und konnte ich diesmal etwas eingewöhnen
    ein tragfähiges konzept war fier mich zu erkennen.

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  4. @Gerhard: Klar hat der auch ein Konzept, aber halt ein reichlich naives … obwohl, das Spätwerk kenne ich nicht, vielleicht hat sich da ja was gewandelt („Wandlungsfähigkeit“ ist ja ebenfalls symptomatisch für die Herren. Immendorff bsp.weise wandelte sich vom Maoisten zum Kanzlermaler und von da zum Illustrator einer Bibelausgabe der BILD-ZEITUNG [kein Scherz, siehe Wikipedia]). Rückblickend frage ich mich da schon: Wofür steht bzw. stand der Mann eigentlich?

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  5. Ich glaube, Anfang der 90er gab es so ein vierteilges Feature im TV, in dem die deutschen Maler(fürsten) Lübertz, Immendorf, Baselitz und Richter vorgestellt wurden. Deutschland war sozusagen auf einen Schlag im Besitz von vier Gladiatoren!
    Lübertz hatte mich damals mit am stärksten beeindruckt, von seiner Malerei findet man sehr selten Exemplare in deutschen Museen. Immendorf war für mich undurchsichtig, Baselitz mit seiner Heerschar an umgedrehten Köpfen unverständlich, nur Richter interessierte durchgehend, auch weil er sich stilistisch wandelte.

    Über das politische und intellektuelle Wirken der Künstler weiß ich i.d.R. nichts – sie begegnen mir nahezu ausschliesslich in entspr. Galerien und Museen. Kaum je ein Bedürfnis zu erfahren, was sie machen, was sie für Überzeugungen haben, wodurch sie sonst auffallen. Klar gibt es auch Kunst mit politischer Aussage (Rivera, Grosz, Beuys etwa), aber den Kunstinteressierten beschäftigt primär immer die Umsetzung, die Kreativität des Werks.
    Was jetzt offenbar geschieht, ist echte Gegenwartskunst in die Museen zu holen. Nun gut, das gab es schon immer, aber diese an vordester Front zu platzieren, das scheint neu.

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