Flusser über Kommunikologie als Theologie

Vielleicht ist die Kommunikationslehre in der Zukunft jenes Gebiet, das im Mittelalter von der Theologie eingenommen wurde. Vielleicht ist es das Gebiet eines neuen postreligiösen Glaubens.

Vilém Flusser: „Bochumer Vorlesungen“, 1991 (S. 24)

Anm. „Kommunikologie“ hat Flusser seine eigene Variation einer Kommunikationslehre gennannt.

Der Blogbetreiber meint Das hätte er wohl gerne gehabt, der Flusser: Das neue, selbst-designte heuristische Konzept zur Super-Weltanschauung erklären und damit sich selbst zum postreligiösen Papst. Dessen Autorität, ganz wie im Mittelalter, dann per definitionem von keinerlei Alterität mehr infrage gestellt werden könnte. Wie immer bei Flusser ist diese Übersteigerung natürlich auch ein geistreicher Witz. Andererseits: Die Hybris und immense Wirksamkeit so mancher „KommunikationsdesignerInnen“ (vgl. die Formulierung „alternative Fakten“) macht mich schon manchmal gehörig schaudern.

Flusser über die Folgen der Explosion naturwissenschaftlichen Wissens

Es gibt einen Dialog, vor allen Dingen in den Disziplinen der Naturwissenschaften, von dem der größte Teil der Menschheit ausgeschlossen ist. Daher kann in unserer Situation von einer Demokratie überhaupt keine Rede sein. Diese Behauptung ist reine Demagogie. Selten war die Kultur so elitär strukturiert wie gegenwärtig.

Vilém Flusser: „Bochumer Vorlesungen“, 1991 (S. 40-41)

Flusser über den Computer als Metapher menschlicher Kognition

Es ist nichts Überraschendes, dass wir das Zentralnervensystem als einen hocheffizienten Computer ansehen. Das ist der normale Rückschlag der Instrumente auf uns. Wir machen Instrumente, um irgendwelche Aspekte unseres Daseins zu simulieren, und dann schlägt das Instrument auf uns zurück, und wir simulieren das Instrument und erkennen uns besser.

Vilém Flusser: „Bochumer Vorlesungen“, 1991 (S. 84)