Wiesbadener Festspiele Neuester Musik 1962

Verblüfft hat mich vor allem der gar nicht mal so ekelhafte Tonfall des öffentlich-rechtlichen Off-Kommentators. Ab und zu blitzt sogar so etwas wie Sympathie auf. War die Nachkriegszeit in Deutschland (West) am Ende gar nicht so nierentischförmig, wie ich bisher dachte? Auch das Publikum scheint ja recht entspannt gewesen zu sein (und schick angezogen dazu).

Umso beschämender erscheint dagegen, wie exakt ein halbes Jahrhundert später mit Johannes Kreidler als Protagonisten eines Neuen Konzeptualismus umgegangen wurde.

3 Kommentare zu „Wiesbadener Festspiele Neuester Musik 1962

  1. Es gibt hier ein großes Fluxusarchiv, dass ich jedem empfehlen will, der sich mit Neu und „Alt“konzeptualismus auseinandersetzt:
    http://www.ubuweb.com/sound/

    Ich bin vor einer Weile alles mal durchgegangen wie ne Seegurke, Hier sind einige Highlights, die mir qualitativ aufgefallen sind:

    Henry Flynt (Prägte den Begriff Konzeptkunst):
    http://www.ubuweb.com/sound/flynt.html
    Hat Minimal Music gemacht, weiß kein Schwein, is aber so. 1968 wohlgemerkt.

    Dick Higgins (Gilt als Pionier des Konzeptualismus):
    http://www.ubuweb.com/sound/higgins.html
    Das ganze Hörspiel Storm Riders ist da. Hört es euch an.
    „In Memoriam“ ist ein Proto-Minimalistisches Stück. 1961.
    Omnia Gallia kommt dem sehr nahe, was man in dem Video oben hört.

    Gilius von Bergeijk (!!!) (Kennt kein Schwein, ist aber meines Erachtens großer Vorreiter des Neukonzeptualismus. Ist Kollege von Andriessen gewesen. Er bearbeitete Werke von Schubert, Mahler etc. nach.):
    http://www.ubuweb.com/sound/van-bergeijk.html
    A Song of Truth and Semblance ist von 1981!

    Schubert nachbearbeitet. 1980.

    Bach nachbearbeitet. (1968-1970), Prozess ist in den Kommentaren.

    Hanne Darboven:
    Kommt aus der Bildenden Kunst, hat ähnlich wie Ablinger das „Seriendenken“ von dort mitgebracht. Soweit mir bekannt ist, geht das auf Donald Judd zurück. Resultate sind minimalistisch:
    http://www.ubuweb.com/sound/darboven.html
    Opus 60 ist toll.

    Ich will nicht zu sehr in den Minimalismus abdriften, deshalb belasse ich es erst mal bei den genannten. Die Trennung ist übrigens gar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Es gibt noch viel(!) mehr gutes aus der Seite, aber aus Platzgründen lass ichs.

    Hier noch Interviews mit Boulez, ist auch eins über Reich und Cage dabei:
    http://www.ubuweb.com/sound/boulez.html

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  2. @JJäger: Herzlichen Dank für die ausführlichen Hinweise, UbuWeb war mir bereits bekannt, nicht aber Gilius van Bergeijk, dessen Arbeiten (soweit ich sie bereits gehört habe) ja wirklich sehr witzig sind und gedanklich nicht allzu weit weg vom geschätzten Klarenz Barlow (der ja auch jahrelang in Den Haag wirkte, vermutlich kennen sich die beiden).

    @alle: Wer mehr über Barlow wissen will (online gibt’s da nicht soo viel), einfach seinen Namen in den Suchschlitz der Weltsicht eingeben.

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  3. @JJäger @Stefan: Also ich kannte ubuweb bislang noch nicht und hab gerade Auge und Ohr „riskiert“ 🙂 Vielen herzlichen Dank für den Tipp!

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