2019 war ein … elektroakustisches Jahr

Ich kümmere mich zwar schon seit der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre 1  ebenso hingebungsvoll wie erratisch um das Fabrizieren© Elektroakustischer Musik, aber so produktiv wie im vergangenen Jahr war ich tatsächlich noch nie. Es entstanden 37 Kompositionen mit einer Gesamtlaufzeit von über 4 Stunden:

Titel Dauer Klangquelle Faltungshall Tools und Effekte
spectre 05:20 slowenische Ratsche (fluctin6) Studio ChimesDelay > FSynth > HamonicAdder > Paulstretch >
SpectralAutopan
The Phone
rings
04:45 ABvst, DarknessTheory Tunnel -1 -27
froesiana 05:32 Audacity w/ Plug-Ins
breakthrough 05:09 Tank Created using Audacity w/ plugins
stuttering beat 04:41 Tunnel Created using Audacity w/ plugins
then suddenly 04:56 Tunnel Created using Audacity w/ plugins
the flow of things 06:16 Factory (Synth), Tunnel (Drums) Created using Audacity w/ plugins.
the non-flow of things 05:51 Factory Created using Audacity w/ plugins.
schneidend 05:02 Morphing Wave Tunnel ChimesDly, Paulstretch
brown stream
04:23 Morphing Wave Tunnel CombF, RandLPF, ASS,…
freejazz loop 05:08 Noisetar Factory Angstrolooper, StereoDly,…
tumbling spacecraft
04:45 Noisy Sitar (SD-90), SineCloud (Nyquist) Vocoder, Ringmod, Paulstretch
ah-hah 07:31 Elottronix „060125“ (eigene Stimme) Elottronix
invaders 03:58 Chaosynth „brillant harmonics (tune)“
Bird, Buzzer, Cluster, Gong 04:09 Shepard tone, Buzz Tone, Risset Drum, Cluster Factory ASS
Himalaya Trip 04:13 Pluck, Tone Minster ASS, RandAmp, Phaser, WahWah
La Monte Smoking Pot 04:05 Court RandAmp
Waves Telling Stories (to themselves) 04:04 Morphing Wave Large Stairwell LFOpan
The Collection 13:40 FieldRec Oliver Wiener 2019
torn 07:49 Yamaha CP-80, Risset Drum Reso (CP-80), Storage Tank (Kick)
Hackbrett, Tirol, 18. Jhdt. 09:30 FieldRec Oliver Wiener 2019 Minster
Little Drums in a Storage Tank 03:43 FieldRec Oliver Wiener 2019 StorageTank
Tanpura Warp 05:54 FieldRec Oliver Wiener 2019 Medium Stairwell
Stretched Kledi 07:02 FieldRec Oliver Wiener 2019 Paulstretch
Trying to play the Didgeridoo 03:33 FieldRec Oliver Wiener 2019
Meltingbells 03:19 FieldRec Oliver Wiener 2019
Tetraktys (Thema) 13:43 Tetra Tunnel -0.3 -38
Tetraktys-Variation 1 (reichianisch) 13:10 Shuniji Tunnel -0.3 -38 „Rainbow Module“
Tetraktys-Variation 2 (freihändig) 13:10 Tetra Tunnel -0.3 -38
Tetraktys-Variation 3 (afrikanisch) 14:16 Oatmeal Tunnel -0.3 -38
Tetraktys-Variation 4 (kosmisch) 18:08 Oatmeal Tunnel -0.3 -38
Letzte Signale 07:19 Tetra ChimesDly, Vocoder, RandomPan, HPF, Kompressor
Verloren im Raum I 07:07 Tetra ChimesDly, LPF, Vocoder, RampPan
Gesang der Primaten 07:19 Tetra HPF, ChimesDlz, Ringmod, HPDly, LPF, Kompressor
Dem Erhabenen 06:10 Coagula Paulstretch, Vocoder, Random Amplifier, Tiefpassfilter, Change Pitch,
Ramp Panning, Fader
Der Atem 02:47 ChaoSynth Vocoder, RandomPan, LPDly, Kammfilter
Verloren im Raum II 05:50 ChaoSynth ASS, Vocoder, Sliding Stretch, Change Pitch, Mutron Filter,
Crossfader
Nicht verlinkte Stücke werden erst im Laufe dieses Jahres (2020) in der Weltsicht präsentiert.
Wer nicht warten will, kann sie aber hier schon vorhören.

Anlass dafür war sicherlich Dr. Wieners freundliche Einladung, mit ihm eine Klanginstallation für einen Raum der Mediensammlung der Uni Würzburg zu gestalten. Aber weit darüber hinaus scheinen gleich mehrere gewaltige Knoten geplatzt zu sein in Sachen Elektroakustische Musik im vergangenen Jahr.

Z. B. ist mir jetzt erst so richtig klar geworden, wie man mit keyboardlosen Softsynths wie Oatmeal, Darkness Theory oder ABvst mehr oder minder organisch improvisiert und diese Codebrocken damit tatsächlich zu Instrumenten macht.

Screenshot der SoftSynthSession 2: Ein SMF-Player (unten links) sendet basale Notenimpulse an den SoftSynth Sophia (oben links) und das Controller-Tool MIDIplanes (oben rechts). Das improvisatorische Moment besteht in der Echtzeit-Manipulation der Controller-Daten mit der Maus via MIDIplanes. Ein Audio-Rekorder (unten rechts, teilweise verdeckt) schneidet alles mit.

Auch das Zusammenspiel von MIDI- und Audio-Editing funktioniert nun auf höherem Niveau, die einst schroff getrennten Welten beginnen endlich, ein wenig zusammenzuwachsen.

Und alles ging mir auch noch leicht von der Hand, was in diesem Fall, wo ich regelmäßig weit über die Hälfte der Zeit damit verbringe, zu verstehen, wie meine selbstgewählten tools (Audio-Editoren, MIDI-Editoren, virtuelle Effekte, Sample Libraries, Softsynths) überhaupt funktionieren, komplett untypisch ist. Also danke ich hiermit den günstigen Umständen / dem Herrn / der Pharma-Industrie / der Gnade des Schicksals / meinem Psychotherapeuten / dem Kismet / der Vorsehung / meinem günstigen Karma / dem unerträglich heißen Juli / dem Zufall / meinem Genom oder wem auch immer 2  dafür! Es war mir jedenfalls ein Fest!

Ich denke, heuer werde ich mich auf Kammermusik und Sinfonisches konzentrieren. Muss auch mal sein.


 

1 z. B. «JAM – A tape to end all tapes», eine mehr oder minder verschollene Collage aus Radioschnipseln, Frippertronics, Kurzwellenlärm, Rhythmusbox, Horrrofilm-Soundtrack und Meredith Monk. Zitat für Insider: „Er war ihr im Garten zu groß geworden.“

 

2 Ja, AgnostikerIn sein ist aufwändig!

4 Kommentare zu „2019 war ein … elektroakustisches Jahr

  1. Du bist zufriedener geworden, mut-masse ich. Vermessen immer, den anderen so schlicht mit einem Attribut wie diesem zu umschreiben.
    Ich dagegen war 2019 unzufrieden. Weil wir wissen, dass alles mit allem verbunden ist, schliesse ich, dass du nun diese Zufriedenheitsanteile hast. 😉

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  2. @k&g: Aber lieber Gerhard, als intelligenter Mensch weißt du doch, dass die (Un-)Zufriedenheit hienieden alles andere als ein Nullsummenspiel ist. Abgesehen davon war ich im verg. Jahr zwar produktiver, aber nicht zufriedener als üblich. Mehr Baustellen haben bedeutet ja auch, banalerweise sei es ausgesprochen, mehr Gelegenheiten, unzufrieden zu sein.

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  3. Jedenfalls bin ich mit Blick auf Einleitung nebst Fußnote 1 ganz froh, dass der Untertitel von „JAM“ – A tape to end all tapes (OiO4) allenfalls ausschließlich bezüglich des technischen Mediums Geltung beanspruchen darf. 😉

    Und vielen Dank für den Service der Verlinkung!

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  4. @Volker: Gern gescheh’n! Und der Untertitel von JAM war mir schon immer problematisch. Ich weiß aber noch genau, was ich damit ausdrücken wollte: Ein definitives Statement setzen, um endlosem Experimentieren ein (zufriedenstellendes) Ende zu setzen und somit getrost zum nächsten Kapitel übergehen zu können.

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